Temporärer Mitarbeiter

an demokratischen Schulen


Vertiefende Gedanken zu den finanziellen Voraussetzungen

Ich persönlich sehe es als wichtig an, dass an einer demokratischen Schule nicht in höher- und minderwertige Beiträge zum Funktionieren der Schule unterschieden wird. Eine Begegnung auf Augenhöhe, wie wir sie unseren Kindern und Jugendlichen entgegenbringen wollen, muss in meinen Augen auch unter Erwachsenen gegeben sein. Für mich spielt es keine Rolle, ob ein Mitarbeiter den ersten Tag dabei ist oder mehrere Jahre. Jeder mitwirkende Mensch trägt das zum Gelingen des Tages, was er als Persönlichkeit in dem Moment, in dem er da ist, zu bieten hat.

Bei Begegnungen mit einem Menschen, der für seine Mitarbeit am Schulleben für kurze Zeit aus einem anderen Land kommt, laufen im zwischenmenschlichen und im interkulturellen Bereich so viele Dinge, die ein "Alteingesessener" nicht zu leisten im Stande ist. Die für jeden notwendige Kommunikation in einer Fremdsprache allein führt schon zu einer Erschließung und Vernetzung neuer Gehirnareale, wenn man nicht wie gewohnt auf die eigene Sprache ausweichen kann. Es geht auch kulturell gesehen um eine Bereicherung auf einer anderen Ebene, die in der Regel nicht mit dem Ende des Schultages beendet ist. Kontakte werden auf persönlicher Ebene geknüpft, zu Mitarbeitern, zu Schülerinnen und Schülern und auch zu Eltern, die auf den vorübergehenden Mitarbeiter zugehen oder umgekehrt. Es bedeutet Inspiration auf eine sehr vielschichtige Art und Weise, in vielen Bereichen des Lebens. − Viele der Leistungen, die ein regulärer Mitarbeiter im Alltag vor Ort erbringt, kann ein temporärer Mitarbeiter nicht übernehmen. Aber umgekehrt ist das genauso. Das, was ich damit meine und bereits erlebt habe, kann ich auch in Zukunft an der Sudbury Schule München als regulärer Mitarbeiter nicht leisten. Ich kann es nur als ein vorübergehend Anwesender, als ein Fremder.

Das Angebot eines temporären Mitarbeiters ist nur durchführbar, wenn eine ausreichende finanzielle Basis gegeben ist. Als reisender Lehrer bestreite ich Reisekosten und habe neben der Unterkunft vor Ort zusätzlich meine Miete zuhause in München zu zahlen. Insgesamt ist es, ausschließlich finanziell gesehen, − auch bei  gleichwertiger Bezahlung − eher ein Verlustgeschäft. Als Selbstständiger würde ich wahrscheinlich sicherer wirtschaften, wenn ich zuhause bliebe. Auf menschlicher Ebene und bezüglich der Erweiterung des Horizonts aller Beteiligten ist so eine Erfahrung aber eine absolute Bereicherung − in meiner bisherigen Wahrnehmung sowohl für Mitarbeiter als auch für Schüler/innen und Eltern sowie für mich.

Eine Schulgemeinschaft, die dieses Angebot nutzen möchte, entscheidet sich im Wissen um diese Zusammenhänge bewusst dafür, meinen Beitrag als einen gleichwertigen willkommen zu heißen. Auf diesem Weg ist es sowohl für die Schule als auch für mich eine Investition in die Entwicklung der Zukunft. 


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